Vergessen.

Wie vollgestopft kann Zeit sein?

Was kann man alles in einem Sommer machen?

Wie viele Menschen kann man kennen lernen?

Was kann man alles "nebenbei" vergessen und inwiefern hilft vergessen beim verarbeiten?

 

Zugegebener Maßen habe ich eben mein Passwort für den Blog fast nicht mehr gewusst, also vergessen, und ich hatte dann auch ein bisschen Bammel, auf das Datum des letzten Artikels zu schauen... weil. ähm. Ups. Was fliegt auch die Zeit immer so?!

 

Mir ist heute das Thema "Vergessen" in den Kopf gepurzelt, bzw. genauer genommen, einen Menschen vergessen. Und da ich schon lang nicht mehr so wirklich emotional, dachte ich, dass es mal wieder (zumindest ein bisschen) dafür an der Zeit ist.



Ein Mensch ist erst wirklich tot, wenn man ihn vergessen hat... nunja.


Ich möchte, bevor ich mein eigentliches Thema anspreche, ein bisschen um den sprichwörtlichen heißen Brei reden, um im Endeffekt dann auf das zu kommen, worum es in diesem Artikel gehen soll. Wie ihr vielleicht gemerkt hab (ich war ehrlich gesagt selbst überrascht) ist der letzte Artikel 2 Monate her, aber gefühlt ist in den 2 Monaten so verdammt viel passiert wie ungefähr das ganze Jahr bisher :D Naja, Sommerzeit ist bei mir einfach auch Festivalzeit und seit Mitte Mai, also seit meiner eigentlich letzten Studiumsprüfung war ich jetzt fast jedes Wochenende auf nem Festival, hab auf irgendwelchen Festen gearbeitet oder war zu irgendwelchen Sommer-/ Vereins-/ oder Grillfeiern eingeladen. Ich möchte mich darüber gar nicht beschweren, ich könnte ja schließlich nein sagen, aber manche der Termine gehören für mich seit Jahren dazu, einige neue Sachen kamen aber auch hinzu, weil ich ja doch in den letzten Jahren auch neue Leute kennen gelernt hab. Nebenbei hatte ich dann noch 2 Nachholklausuren, die ich irgendwie rumbringen musste, ich kanns euch nicht sagen wie mir das Studieren auf den Keks gehts mittlerweile! Dann geh ich ja noch arbeiten, arbeite ab und an nebenbei ein bisschen und Freunde seh ich auch ganz gern. Ich hab meinen Blog immer im Kopf, aber irgendwie. Naja. Ich schreib hald eben genau dann, wenn es sich richtig anfühlt, das passt schon so. (Und danke an jene, die trotzdem immer noch oder immer mal wieder vorbei schauen! <3)

 

So, wo genau möchte ich jetzt eigentlich hin? Nun, nach den vergangenen Wochen spuken mir eigentlich 2 Blogartikelthemen im Köpfchen rum, einmal bezogen auf die Damenwelt einmal auf die Männerwelt. Den Artikel zur Damenwelt verfasse ich bestimmt bald, weil der mir extrem am Herzen liegt, den zur Männerwelt... tja, der liegt mir eher schwer auf dem Herzen und da weiß ich ausnahmsweise mal nicht, und das passiert nicht oft, wie ich den möglichst fair schreiben bzw. verfassen soll... mal schauen ob ich ihn also schreibe, das wird sich zeigen mit der Zeit - aber irgendwie müsste das Thema auch raus, ist nur die Frage, ob es die richtigen erreichen wird.

Mich muss es zu einem Artikel eben einfach reißen, wie auch Heute zu diesem. Der entstand mehr oder minder, als ich mal wieder am Grab meines Papas war. Nach viel zu langer Zeit, weil ich's irgendwie vergessen hab, dorthin zu gehen. Wobei vergessen irgendwie das falsche Wort ist - schließlich weiß ich ja wo seine Asche liegt, ich schaffs nur einfach sehr selten, da hin zu gehen, aber das ist ein anderes Thema.

 

Nun stand ich also so am Grab, allein und hab ein bisschen geweint, das Grab ist einfach der einzige Ort, wo ich das wirklich kann, zumindest meistens. Ich musste auch an eine frühere Freundin denken, die mir vor einigen Wochen geschrieben hat, wie ich das verkraftet hab, auf einmal einen Menschen zu verlieren. Ja, nun, wie hab ich das denn verkraftet? Man lernt im Grunde, mit der Zeit damit umzugehen. Heute kam ich explizit zu dem Schluss, dass man das Meiste wohl verkraftet indem man sich ablenkt, weiterlebt und irgendwie ein Stück weit auch vergisst. Dieses "Vergessen" meine ich irgendwie sowohl positiv als auch negativ.

 

Manche Dinge vergisst man einfach wirklich, weil sie nicht mehr da sind. Den Geruch eines Menschen, seine Stimme, sein Lachen. Bewegungen, typische Geräusche wie Pfiffe, Schritte. Solche Dinge verblassen unglaublich schnell, ist euch das mal selbst aufgefallen wenn ihr an liebe verstorbene Menschen denkt oder geht es nur mir so? Natürlich weiß ich, welches Duschgel und Aftershave mein Vater verwendet hat, und ich würde es sofort erriechen, aber es ist weg, nicht mehr in dem Haus, nicht mehr im Bad, weg. Ich würde die Stimme meines Papas sofort erkennen, sein Lachen, sein Schimpfen, aber wenn ich gerade jetzt versuche mich darauf zu konzentrieren, dann ist es irgendwie nicht mehr so recht präsent. Vielleicht ist das schön geredet, vielleicht ist die Stimme erstmal nicht mehr wirklich da. Und doch wäre sie es sofort, wenn ich sie hören würde, und das wohl auch noch in 20, 40, 80 Jahren.

 

Aber so wie die Erinnerungen an den Menschen selbst irgendwie verblasst, verblasst insbesondere auch die Erinnerung an die schlechte, die schwere, die schlimme Zeit. Mein Vater war ein gutes halbes Jahr krank, und in dem halben Jahr war unglaublich viel unglaublich schlimm, aber irgendwie wird diese Zeit mehr und mehr zu einem großen, schlechten Ball. Klar, werden manche Bilder nie verblassen, irgendwie haben sich insbesondere einige der schlimmen Momente wirklich eingebrannt, aber damit muss man wohl lernen zu leben.

 

 

Es ist schlimm, gewisse Details zu vergessen, aber wahrscheinlich sehr menschlich. Ich möchte mich gar nicht an jede Situation erinnern können, denn dann wäre auch jede schlimme Sekunde für immer präsent. "Ein Mensch ist erst wirklich tot, wenn man ihn vergessen hat." habe ich in meinen Titel geschrieben, aber was genau ist vergessen denn? Ich glaube, oder viel mehr habe ich für mich heute festgestellt, dass das Vergessen wohl oder übel ein Teil vom Weitermachen ist - und das ist ok so, wahrscheinlich muss das so sein.

Ich denke (glaube ich) jeden Tag ein bisschen an meinen Vater, aber ich muss nicht mehr jeden Tag auch an das ganze Schlimme denken. Und den Rest des Tages denke ich nicht an ihn, er ist zwar bestimmt da, in mir, ein Teil von mir und trotzdem Vergangenheit, so komisch das im ersten Moment klingen mag. Und ich weiß, dass er wollte und will, dass wir weiter machen, weiter gehen, und eben nicht weinen.

 

Das Leben geht weiter, vergessen ist nicht unbedingt schlecht, vergessen kann helfen und einen auch irgendwie befreien. Es gibt Zeiten zum trauern und manchmal passieren solche Momente auch, wenn man eigentlich grad unglaublich glücklich ist. Das ist ok, das ist alles ok, sofern man dann weiter macht. Und nur weil man etwas für den Moment vergessen hat, ist es nicht für immer weg - an mein Blogpasswort habe ich mich zum Beispiel ja auch wieder erinnert.

 

 

Passt auf euch auf, bis irgendwann, fühlt euch gedrückt, auch bei der Hitze.

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Kommentare: 3
  • #1

    TurlokCK (Freitag, 10 August 2018 07:08)

    Ich habe mal gelesen "Wenn du jemanden wirklich geliebt hast, wirst du ihn nie ganz vergessen, nur irgendwo hinschieben wo es irgendwann aufhört weh zu tun" Ich fand das immer nur so einen blöden Spruch aber mittlerweile weiss ich (leider) dass das stimmt und ich glaube das passt hier ganz gut. Schöne Grüße von jemandem der imer noch oder immer mal wieder hier reinschaut ;)

  • #2

    Marcel (Freitag, 10 August 2018 20:43)

    Vergessen wir wirklich nur? Oder verdrängen wir nich eher auch irgendwie die Vergangenheit. Gerade wenns nich die rosigsten Zeiten waren.
    An der Stelle einfach mal Grüsse an meine Oma.

  • #3

    AndreaKaro (Sonntag, 12 August 2018 13:22)

    @TurlokCK
    Ja ich glaub der Spruch trifft irgendwie ganz gut das, was ich wohl sagen will. Freut mich dass du immer noch vorbei schaust, wir sehen uns demnächst bestimmt auch so mal wieder! :)


    @Marcel
    Es ist bestimmt auch ein Verdrängen, wobei man hier natürlich ziemlich tief einsteigen könnte und erstmal analysieren könnte, inwiefern sich diese Begriffe überhaupt überschneiden etc. Aber das soll ja nicht Sinn der Sache hier grad sein.
    Aber klar, Grüße an deine Oma und an alle anderen, die einfach vermisst werden.!