Kirchenaustritt

Ich bin heute Morgen endlich aus der Kirche ausgetreten, ich hatte das schon seit Jahren vor, da ich aufs Amt musste habe ich das dann eben heute gleich mitgenommen. Weil ich ein famer Instablogger bin, habe ich das natürlich auch mit meiner Community geteilt - oder anders gesagt, ich hab hald ne Story gepostet. (Vorsicht, die Wortwahl könnte gelegentlich einen ironischen Unterton besitzen.) Im Auto auf dem Weg zur Arbeit dachte ich mir, hach ja, eigentlich ein Thema für den Blog; und ja, die Meinung wurde insbesondere dann deshalb gestärkt, weil einfach wahnsinnig viele (für meine Verhältnisse^^) Menschen auf die Story geantwortet haben.

Da ich mir über Sachen generell gerne und viele Gedanken mache, kam auch der Kirchenaustritt nicht unüberlegt - von dem her, hier meine Gedanken dazu.



Ich hab mir für den Artikel sogar Notizen gemacht, Anfänge sind trotdem doof!

Chronologisch gesehen möchte ich jetzt mal ziemlich weit in die Vergangenheit springen, nämlich fast 23 Jahre, da wurde ich nämlich ganz brav römisch-katholisch getauft. Die Bayern sind ja irgendwie sowieso sehr "gläubig", so im Grunde also auch meine Familie. Gerade als ich noch sehr jung war wurde ich oft in die Kirche mitgenommen, und, jetzt kommt wohl mein größtes Outing (das ist echt hart für mich grad!) nach der Kommunion wurde ich dann natürlich auch Ministrantin, weil das war ne total besondere Ehre und was weiß ich, damals fand ich das ziemlich toll, zumindest für so 3, maximal 4 Jahre. Also wenn ich irgendwann mal sterbe, Kirchenaustritt hin oder her, ich war für dieses Leben bestimmt oft genug in der Kirche!

Aber der Ministrantenjob war nicht mein einziger Bezug zur Kirche, ich war dann auch noch auf ner Klosterschule und natürlich in diversen katholischen Jugendbewegungen - weil macht man ja so.

 

GOTT sei Dank wurde ich dann irgendwann älter und hab angefangen, mehr zu denken und zu hinterfragen. Und gerade der schulische Religionsunterricht hat mich von der Kirche "entzweit". Diverse Verhaltensmuster sind für mich einfach absolut asozial, bzw. hasse ich Doppelmoral, und die läuft einem in der Kirche doch irgendwie immer über den Weg. Ein Thema von vielen ist für mich die Nächstenliebe - Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, aber wenn er das gleiche Geschlecht wie du hast sollt ihr beide sterben. Eine Ausnahme ist hier natürlich, wenn du ein Priester bist und dein Gegenüber unter 11. Das ändert die Sache natürlich ganz gravierend. (Vielleicht auch unter 9.)

Auch diesen dummen Ausschluss von Frauen finde ich furchtbar, warum bitte darf eine Frau keine Pfarrerin werden, in anderen Religionen gehts doch auch? Das waren in der Schule damals so die ersten Fragen, die mich wirklich interessiert haben, insbesondere auch, wo genau das ein oder andere Thema denn so in der heiligen Bibel hinterlegt ist. Naja, im Unterricht habe ich dann eben nachgefragt - bis ich irgendwann gekonnt nur noch ignoriert wurde. Sowas schürt in mir einfach einen gewissen Groll und schubst zudem ein riesen Gedankenkarusell an.

 

Ein weiteres Thema, welches mich grade durch die Schule beschäftigt hat, war eben die Theodizee-Frage, also im Grunde die Frage nach Gott und dem Leid. Gott ist ja eigentlich allmächtig, allgütig, allwissend und unbegreiflich - doch es gibt Leid und warum verhindert er das dann nicht? Ich glaube, die meisten meiner Themen könnten in Seitenweise wissenschaftlichen Arbeiten aufgearbeitet werden - aber ich muss ein bisschen aufpassen, denn ich merke, dass ich mich in Rage schreibe, und ich habe ja noch ein paar Themen anzusprechen.

 

Was mir noch wichtig ist zu erzählen, ich habe in Religion Abitur gemacht, es war mein bestes Fach, mit 14 von 15 Punkten, also ner glatten 1. Und nun ratet, was mein Schwerpunktthema war? Richtig, Religionskritik - ich hab mich mit diesem Thema also echt auseinandergesetzt auch wenn mittlerweile viele der Argumente wohl aus relevanzgründen vergessen wurde. Was ich aber nie vergessen werde, weil es mich stolz macht, ist, dass Ludwig Feuerbach, der auch als Vater der Religionskritik bezeichnet wurde, ein gebürtiger Landshuter ist.

 

So viel zu meiner schulischen Laufbahn. Natürlich gibt es auch noch diverse weitere Gründe, die für mich gegen Religionen sprechen, allerdings sehr allgemein. Mir persönlich ging es schon lange gegen die Natur, dass sich dieser Verein so himmelhochjauchzend feiert für seine Güte, Gnade und was weiß ich - aber wie viele Menschen durften aus religiösen Gründe sterben? Wie viele Kriege wurden unter Kreuzen geführt oder hatten andere, religiöse Hintergründe? Sorry, aber das ist zu viel Doppelmoral für mich.

Auch der Gedanke an die unzähligen, prunkvollen Bauten, die ganzen Kirchen, Schlösser und was weiß ich was es alles gibt - die Nachts ihre Türen schließen und die Bettler harren davor aus. Wirtschaftlich betrachtet ist die Kirche absolut genial, einfach ein paar Gläubige zahlen lassen, ihnen leere Worte entgegenhauchen und sich aus ein schönes Leben machen. Kennt ihr Ablassbriefe? Die Dinger, die einem die Sünden erlassen wenn man Geld zahlt (und dann noch 17 Vater unser und Drölfzig Ave Maria). Hat eigentlich mal wer kontrolliert, ob die Sünden wirklich weg sind? :P Übrigens, laut Wikipedia wird das Vermögen der katholischen Kirche auf 200 Milliarden Euro geschätzt. Aber vergesst bitte nicht, wenn ihr das nächste mal in nem Dom seid, 2,50 für n scheiß Teelicht zu bezahlen wenn ihr eine Kerze anzündet!

Und in der Kirche selbst.... betet, monoton, alles wie immer... Ist euch das mal aufgefallen wenn ihr in der Kirche wart und die anderen "Gläubigen" um euch herum beten? Seid mal still und hört zu. Das ist ein monotoner Singsang, und ich verspreche euch, wenn ihr die Leute fragt, weiß keiner, was er redet. Man kennt die Texte und auch die Melodie der Gebete, aber der wirklichen Inhalt oder Hintergrund wird nicht erfasst. Insbesondere in Bayern habe ich immer dieses typische Gefühl, man macht das, weil man das schon immer so gemacht hat, und so wird man es auch für immer machen.

 

Was ich außerdem nicht mag, ist dieser Gott von dem zumindest in der kath. Kirche die Rede ist. Und das aus einem sehr, sehr simplen Grund: Sollte es ihn wirklich geben, ist er doch der absolut größte Arsch überhaupt. Kircheneinstürze sind in der Hinsicht doch super spannend. Da sitzen die Gläubigen, beten dich an, zack bum einfach mal alle töten. Mag jemand argumentieren mit "aber dann sind sie bei Gott" - dagegen habe ich kein Argument, weil das ist denke ich einfach Ansichtssache, aber mit meinem Weltbild geht das definitiv nicht konform.

 

 

Warum bin ich erst jetzt ausgetreten? Wie erwähnt, der Gedanke war schon unglaublich lang in meinem Kopf und der einzige Grund, dass ich geblieben bin, war, dass ich gerne Taufpatin geworden wäre, falls meine Brüder irgendwann mal nochmal Kinder kriegen. Aber ganz ehrlich? Ich glaub ich bin auch so ne gute Tante, da braucht ich keine Religion um irgendwelche Werte zu vermitteln oder da zu sein.

Oh auch noch so ein Thema. Ich hasse diese Frühkindliche Religionserziehung. Kann Religiös sein wer mag, aber ich finde es unverantwortlich, Kindern den Kirchenstempel aufzudrücken. Sollte sich irgendwann irgendwer dazu entschließen zu konvertieren, weil es sich richtig anfühlt - dann bitte. Aber davor sollten Kinder von Religion verschont werden, zumindest bis sie alt genug sind, dass man ihnen VERSCHIEDENE Anschauungen erklären kann.

 

Eine Grundmeinung von mir ist nämlich auch, dass wenn die Leute einen Gott anbeten, es im Grunde immer der gleiche ist. Egal ob Allah, Jesus, Engel, 10.000 buddhistische Götter, Kühe oder was weiß ich, es sind nur alles verschiedene Namen für die gleiche Intention.

Was Religion angeht, das sehe ich so wie mit der Liebe. Jeder kann machen, glauben und lieben was er will, solange keine Kinder und Tiere und andere Menschen zu Schaden kommen.

 

 

Es heißt immer so schön, Liebe deinen nächsten wie dich selbst. Ich muss ganz ehrlich sagen, ein akzeptiere deinen nächsten noch mehr als dich selbst fände ich hier angebrachter. Keiner ist gezwungen, alles und jeden zu mögen oder gar zu lieben, aber ich finde, man sollte sich achten und respektieren und wenn man sich nicht mag, oder verschiedene Ansichten hat, dann kann man sich doch einfach aus dem Weg gehen. Ein bisschen mehr gesunder Menschenverstand und alles ist gut.

 

 

 

So, was möchte ich abschließend jetzt sagen? Ich weiß, dass das Thema Religion sehr sensibel aufgenommen wird weil manchem Menschen Religion wirklich viel Kraft gibt. Wer daraus Kraft ziehen kann, für den freut es mich von Herzen den jeder Mensch denke ich braucht etwas, an dem er festhält.

Für mich persönlich möchte ich so etwas nicht, für mich fühlen sich gebete schlichtweg falsch und verlogen an, insbesondere weil es zu viele Unstimmigkeiten und viel zu viel Doppelmoral gibt. In meinem Kopf sind zu diesem Thema glaube ich noch 10000 andere Argumente, aber auf die schnelle fallen mir grad keine ein - im Grunde muss ich mich ja auch nicht rechtfertigen. Ich lasse mich, was dieses Thema angeht nicht umstimmen, nicht von Argumenten. Vielleicht passiert irgendwann irgedwas in meinem Leben, wodurch sich das ändert, aber ansonsten bleibe ich bei meiner Einstellung. Gerne dürft ihr mir in den Kommentaren natürlich auch eure Gedanken erzählen.

 

Nur um das nochmal zu verdeutlichen, es soll sich keiner auf den Schlipps getreten fühlen. Wer im Glauben glücklich ist, dem viel Spaß - ich glaub einfach eher an mich selbst. Aber jedem das seine.

 

 

Passt auf euch auf und vielen Dank für's Lesen.
Andrea Karo

 

 

p.s.: Falls ihr mit mir in ne Kirche gehen wollt zum Kirche anschauen - jederzeit, aus architektonischer Sicht sind die Bauten weltklasse, ich find Architektur einfach mega cool. Und außerdem hab ich genug Kirchensteuer gezahlt, dass ich mir noch einige dieser 2,50 Euro Kerzen for free anzünden darf.

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Kommentare: 2
  • #1

    Turlok (Samstag, 13 Oktober 2018 09:53)

    Huhu, ich mal wieder ;) Kennst du die Knochenkirche in Kutna Hora? Solltest du unbedingt mal angucken falls nicht....sehr genial. Einen ausführlichen Kommentar erspare ich dir jetzt, damit könnte ich wahrscheinlich einen eigenen Blog füllen, aber Bibel lesen finde ich schon ganz spannend....Mord, Totschlag, Orgien, Inzest, Geschwisterliebe, Genozid, Apokalypse.....genau das richtige Machwerk für jemanden wie mich. BTW Liebe kann sehr viel grausamer sein als jeder Kreuzzug und es kommen mindestens so viele dabei zu Schaden....Schönes WE

  • #2

    Marcel (Montag, 22 Oktober 2018 20:38)

    "Wenn wir Götter glauben dann tragen sie Trikot" (Tote Hosen) Wenns um Glauben geht sag ich immer ich glaube vorzugsweise an das was ich sehe. In Stigmata gibts da lustiges zum Thema Kirche. Wer brauch die Tempel? Gott ist doch überall. Also is Kirche unnötig. Ich muss mir den Film auch mal wieder reinziehen.