Ich liebe gutes Essen und kochen - und vor allem liebe ich es, neue Dinge auszuprobieren. Und grad aktuell liegt mein Fokus auf veganen und vegetarischen Alternativen. Einen Artikel dazu wollte ich schon länger verfassen, also, here we go.
Gestern habe ich einen veganen Wurstsalat gemacht und die Menschen abstimmen lassen, was sie glauben, was an dem Wurstsalat so special war. Ein bisschen traurig fand ich, dass mir so gut wie niemand zugetraut hat, dass ich selbst Gemüse anbauen kann.
Seit August...
... esse ich deutlich weniger Fleisch. Früher habe ich das wirklich sehr regelmäßig gegessen, aber in der Zeit davor wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es hald wirklich nicht so gut ist. Ich bin bewusst auch mehreren Seiten auf Instagram gefolgt, die sich sehr kritisch mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt haben um mir einfach regelmäßig und ganz bewusst vor Augen zu führen, ob ich das wirklich so noch länger will. Mein erster Schritt war dann zunächst, dass ich einfach kein Fleisch und keine Wurst mehr gekauft habe. Die Devise war ab August eher dass wenn ich tote Tiere esse, dann nur, wenn jemand gekocht hat oder jemand mein Essen gezahlt hat. Klingt vielleicht jetzt kurios, aber ja, das waren für mich die ersten Baby Steps. Mittlerweile esse ich so gut wie gar kein Fleisch mehr und ersetze nach und nach Produkte mit veganen Alternativen. Ein paar Gedanken, die ich mir dazu (schon länger) mache, und Reaktionen, die ich darauf bekomme, möchte ich nun mal thematisieren.
Vegan, vegetarisch - ja was jetzt?
Nun, ganz ehrlich - für den Anfang nichts von alle dem. Ich bin ganz grundsätzlich kein Fan davon, etwas zu stigmatisieren oder in Schubladen zu stecken, denn ich finde, das setzt allem einen Zwang auf. Für mich persönlich habe ich herausgefunden, dass ich mich besser fühle, je mehr ich darauf verzichte. Ob ich langfristig vegan leben? Kann ich nicht sagen. Vielleicht fange ich in 2 Wochen auch wieder an, wie früher zu essen oder beginne, mich Karnivor zu ernähren, sprich, nur Fleisch zu essen. Worauf ich einfach keinen Bock habe, ist es auf das Essverhalten angesprochen zu werden. Ich möchte weder, falls ich irgendwann mal doch ein Steak oder was weiß ich esse hören - aber du bist doch Vegetarier - noch möchte ich, dass andere für mich sprechen und vorab für mich antworten, dass ich sonst was bin. Denn nein, du kannst mich bestimmt nicht in eine Schublade stecken, wenn ich schon selbst unschlüssig bin.
Ja aber ist das denn dann ernst gemeint oder machst du das nur, weils jetzt cool ist?
Ja, es ist mir ernst und nein, ich finds nicht einfach nur cool. Mir ist das im Moment wirklich ernst, und je mehr ich mich mit Themen rund um Tierernährung (hierzu später noch mehr) beschäftige, um so mehr vergeht mir ehrlich gesagt einfach die Lust auf tierische Produkte. Und nur weil man (anfangs) etwas noch nicht zu 100% umsetzt, heißt es ja nicht, dass man es nicht ernst meint. Ich bin hier ganz klar der Meinung, dass für jedes vegetarische oder vegane Gericht, ein Tier nicht sterben musste. Ob das für das große Ganze einen Unterschied macht? Vermutlich nicht. Ob es für dieses eine Huhn, Schwein, Rind, whatever nen Unterschied macht? Vermutlich ja. Und ich glaube, dass ganz, ganz viele einzelne, kleine Schritte einen deutlich weiter bringen, als ein großer Schritt oder anders ausgedrückt - lieber viele Menschen, die bewusst weniger Fleisch essen, als ganz wenige, die komplett vegan leben.
Und ob es nun cool ist oder nicht - im Grunde kann ja jeder selbst entscheiden, was er cool findet. Der eine findest cool, Spare Ribs zu essen (die ich im Grunde auch wirklich, wirklich geil finde!), der andere findets cool, ein ähnliches Produkt zu haben, dass vielleicht nicht ganz so geil ist, dafür aber ohne Tierleid. Deshalb, jedem das seine, Respekt füreinander ist das allerwichtigste und besonders, die Entscheidungen zu akzeptieren, weil du entscheidest für niemanden, ob er Fleisch isst oder nicht, das muss jeder mit sich und seinem Gewissen vereinbaren.
Warum sich Fleischesser von Veganern/ Vegetariern immer gleich getriggert fühlen.
Die nächsten Zeilen sind meine ganz persönliche Einschätzung bzw. Vermutung, warum andere Menschen reagieren wie sie reagieren. Falls ich mit etwas falsch liege, fühlt euch frei, eure Gedanken in den Kommentaren auszulassen - aber fair, respektvoll und konstruktiv (OT: wobei das auf meinem Blog generell wirklich immer alles echt fair und nett ist).
Obwohl ich mich selbst, wie jetzt eh schon ein paar Mal erwähnt, nicht als Veganer oder Vegetarier bezeichnen möchte (übrigens auch nicht als Flexitarier!), habe ich tatsächlich schon einiges an Gegenwind bekommen. Von Leuten die sich furchtbar aufgeregt haben, nur weil ich gesagt habe, dass ich kein Fleisch möchte (nein auch nicht probieren, nein auch keinen Fisch, nein, wirklich auch kein kleines Stück und ich weiß, früher hab ichs gern gegessen) oder die super Argumente hatten (leider nicht). Worauf ich hinaus möchte, was meiner Meinung nach nämlich ganz einfach der Trigger Point ist: Jeder, der Fleisch konsumiert, weiß, dass dieses höchstwahrscheinlich aus Massentierhaltung kommt, aus dem Bauch raus würde ich mal über 90% tippen, aber ich recherchiere jetzt nicht und hinterlege auch keine Quellen. Aber, es ist leichter, Probleme zu verdrängen als sich aktiv damit auseinander zu setzen, das bedeutet, dass Menschen, die Fleisch essen, vermutlich einfach nicht auf das Problem hingewiesen werden wollen. Denn betrachtet man die Ernährung mal ganz nüchtern, spricht in meinen Augen nichts dafür, Tiere zu essen. Um einen platten und für manche vielleicht unpassenden Vergleich zu bringen - ich denke, es ist wie einen großen Fleck auf einem weißen T-Shirt zu haben. Bemerkt man diesen nicht oder glaubt, kein anderer bemerkt diesen, ist der Fleck schon ok. Wird man auf den Fleck aber angesprochen ist es irgendwie doch sehr unangenehm. Versteht ihr, wie ich das meine bzw. ergibt das Sinn? (In meinem Kopf auf jeden Fall.)
Um meine vielleicht wirren Gedanken einmal zusammen zu fassen - wer Fleisch essen will sollte sich dessen ganz bewusst sein, und damit meine ich wirklich bewusst, nicht nur das Wissen, dass das Schnitzel vom Schwein stammt. Das Thema geht schon wirklich weit aus tiefer.
Aber in den ganzen Ersatzprodukten ist doch nur Chemie drin?!
Auch so ein Satz, den ich wirklich oft höre oder auch schon gelesen hab. Seid mir nicht böse, aber es ist doch hirnrissig, ein veganes Schnitzel als Chemiekeule zu bezeichnen und sich gleichzeitig drüber zu freuen, dass es 13kg Hühnerbrust im Angebot für 99 Cent gab. Glaubt ihr, nur weil Fleisch auf den ersten Blick "pur" aussieht, dass es auch wirklich so pur ist? Ich arbeite im Online Marketing und habe hier unter anderem Kunden, die auf Tiernahrung spezialisiert sind, besonders auf Medikamente. Je mehr ich für den Kunden arbeite umso mehr vergeht mir die Lust auf Fleisch. Ich will nur mal ein paar grobe Beispiele nennen. Ein Schwein wird zB möglichst schnell hochgezüchtet, möglichst viel Gewicht in möglichst wenig Zeit, damit es schlachtreif ist und Platz für die nächsten Schweine macht. Glaubt ihr, die Tiere nehmen schnell zu, weil sie so viel Futter zur Verfügung haben? Nun, vielleicht liegt es auch am Spezialfutter oder den Medikamenten, die die Tiere bekommen um die Prozesse zu beschleunigen. Milch? Nun, um Milch zu geben muss eine Kuh erst einmal ein Kälbchen gebären, um ein Kalb zu gebären muss sie befruchtet werden, hierfür braucht sie aber erst einmal ein gewisses Gewicht. Nun, auch hier steckt wieder super viel Wissen, Medizin sowie der Versuch, den Menschen einzureden, sie bräuchten Milch als Grundnahrungsmittel. Aber auch hier eine ganz rationale Betrachtung: Wenn der Mensch Milch im Erwachsenenalter wirklich bräuchte, warum hören Mütter dann irgendwann auf, Milch zu geben? Und kennt ihr irgend eine andere Rasse, die sich dann als Ersatz Milch von anderen Tieren nimmt?
Und versteht mich nicht falsch, ich konsumiere auch noch Milch in Form von gewissen Käsesorten oder ähnlichem, aber ich finde, dass dieses Wissen und das regelmäßige Bewusst machen sehr wichtig ist, auch um selbst mehr und mehr davon loszukommen.
Uff, das war jetzt mal wieder ganz schön abgeschweift bzw. ausufernd, deshalb auch hier wieder eine kurze Zusammenfassung - bevor ihr wahllos in den Raum werft, dass vegane Produkte voller Chemie sind überlegt euch bitte erst einmal ganz, ganz, GANZ genau, woraus eure Lebensmittel kommen und woraus sie sind.
Aber warum vegane Käsespätzle/ Wurstsalat/ Schnitzel, warum kann man dann einfach das echte Produkt essen?
Nun, ganz einfach, weil es möglich ist. Rezepte sind verschieden und lassen Spielraum. Käsespätzle zum Beispiel, der eine nimmt Gouda, der andere Emmentaler, der nächste kippt Speck rein, aber keiner flippt aus. Verwendet man aber veganen Käse, ist der Tumult groß. Weil man hat Käsespätzle ja schon immer so gemacht und nicht anders - nun wenn wir immer noch alles so machen würden wie früher, wären wir nie aus unseren Höhlen gekommen (und wir würden unser Fleisch roh essen).
Ich denke, dass die wenigsten, die sich, wenn auch nur gelegentlich, dazu entscheiden, Alternativen zu essen, dies tun, weil ihnen das vermeintliche "Original" nicht schmeckt, sondern viel mehr aus ethischen Gründe, dem Umweltschutz zu liebe oder aus gesundheitlichen Gründen.
Was das Naming angeht, leider fühlen sich sehr viele auch unglaublich davon getriggert, wenn etwas vegane(r/s) Salami, Joghurt, Steak, Milch oder ähnliches genannt wird. Ganz ehrlich, ist das euer ernst? Warum denn nicht? Im Obstsalat ist kein Salat, im Kopfsalat kein Kopf, im Kinderschnitzel kein Kind, in Scheuermilch keine Milch, in Sonnenmilch ist weder Milch noch die Sonne, aber wenn etwas explizit als vegan/ vegetarisch gekennzeichnet wird, rastet ihr aus? Seht es doch einfach als Warnung, das jeweilige Produkt nicht zu kaufen wenn es euch stört. Ich kauf zum Beispiel nichts, wenn ich auf der Verpackung lese, dass Oliven drin sind. Aber das tu ich einfach stillschweigend und raste nicht aus, wenn jemand das Produkt mit Oliven doch kaufen oder essen möchte, ganz ehrlich, ich frag nicht mal danach, denn solang mich niemand anknabbert ist es mir am Ende des Tages egal, wer was isst.
Ich vermute, ich könnte über das Thema jetzt noch stundenlang schreiben, aber das Wichtigste, was ich sagen will ist einfach, dass ihr euch bewusst machen solltet, was ihr esst und bei Bedarf die für euren Rahmen nötigen Konsequenzen daraus zieht. Ob die Konsequenz nun ist, dass ihr zum McDonalds fahrt, nen Apfel esst, mir nen Kommentar hinterlasst oder den Blog einfach stillschweigend wieder verlasst liegt bei euch. Aber seid respektvoll, euch und auch anderen Wesen gegenüber und macht euch Bewusst, was hinter dem steckt, was ihr tut, nicht nur oberflächlich.
Vielen Dank fürs Lesen, bleibt gesund und bis bald :)
Andrea Karo
Kommentar schreiben