Heimatlos Daheim...

Heimatlos Daheim...

Momentan schwirren super viele Blog-Ideen in meinem Kopf herum, aber sobald ich anfange, bloße Ideen zu tippen klappt das nicht. Ich brauche Emotionen, die mich bewegen, deshalb schreibe ich so unregelmäßig. Ich hoffe ihr verzeiht mir & vielen Dank fürs vorbei schauen und lesen.

 

Links seht ihr ein Bild aus meiner Heimatstadt, die für mich schönste Stadt der Welt. <3


Jetzt gerade...

... sitze ich auf meinem Bett in meinem Studienort, habe gerade Gegessen, und lasse meine Gedanken schweifen. Ich bin dieses Wochenende nicht nach Hause gefahren, da das letzte Wochenende, an dem ich daheim war, in einem ziemlichen Streit geendet hat - nicht der erste dieser Art, weshalb mich das die ganze Woche über mega beschäftigt hat. Aber gut, ich sollte vielleicht nicht mitten im Nichts anfangen, deshalb hier der Versuch einer etwas genaueren Erklärung meiner Situation und den damit verbundenen Gefühlen.

 

Seit mittlerweile gut 1,5 Jahren bin ich duale Studentin, ich studiere in Mannheim, was für mich damals bedeutet hat: Ausziehen. 400 km pendeln jeden Tag ist hald nicht so praktisch, bzw. schlichtweg nicht möglich. Für mich kein Thema, wollte ich nach dem Abi eh möglichst schnell raus aus meinem zu Hause, nicht, weil ich mit meiner Familie nicht klar kam, sondern einfach, weil ich auf eigenen Beinen stehen wollte, mein Ding machen wollte, mein Leben nach mir richten wollte.

Das erste Mal nach Mannheim fahren war, gebe ich zu, echt nicht leicht, und ich musste mir ein oder vielleicht auch zwei, drei Tränchen verdrücken, als ich damals los bin - aber einmal losgefahren wars dann auch schnell wieder gut, weil: Hell yeah, ab in "die erste eigene Wohnung"! (Zwar zur Untermiete in ner WG, aber ohne Eltern, dafür nach meinen Regeln, gemischte Gefühle aber im Endeffekt geil!). Soweit so gut damals, und immer die Option am Wochenende einfach wieder Heim zu fahren.

Problematisch wurde es tatsächlich erst, als ich nach dem ersten Semester wieder gänzlich nach Hause ziehen musste - raus aus MEINER WG, aus MEINEM Alltag, zurück rein in mein "altes" Leben...

Und dies immer wieder im Wechseln. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin super gern zu Hause, die Krankheit meines Vaters hatte natürlich zur Folge, dass ich oft heim gefahren bin - aber gleichzeitig ist es unglaublich schwer, sich anzupassen wenn man davor so viele Freiheiten hat. Ich glaube an dem Punkt versteht mich jeder, der längere Zeit in einer eigenen Wohnung gelebt hat, und dann wieder nach Hause musste.

 

Schon allein wenns ums Essen geht könnte ich "daheim" regelmäßig Streit anfangen, weil ich es mittlerweile einfach gewohnt bin, zu essen wann und was ich will - und mir ebendies auch zu kaufen.

Mütter sind hier wunderbare, überfürsorgliche Wesen. Ich weiß, dass meine Mama es gut mit mir meint, wenn sie mir ganz liebgemeint noch ein Päckchen Nudeln in den Koffer legt, aber: ich habe hier nur 2 Minuten zu Fuß zum Netto, ich kann mich grad noch selbst ernähren, und vor allem: so schnell fall ich wahrscheinlich auch nicht vom Fleisch falls ich mal echt nichts mehr daheim hab.

 

Aber ich schweife ab, ich will ja eigentlich auf was anderes hinaus. Konkret gesagt gibt es zwei Punkte, die mir das Gefühl geben, in meiner Situation, in der ich eigentlich ein Elternhaus UND ein eigenes, von mir höchst persönlich angemietetes Zimmer in einer WG besitze, heimatlos, fast zerissen zu sein.

 

Der erste Punkt sind meine Freunde. Der Großteil derer, die mir wichtig sind, sind einfach bei mir zu Hause. Wenn ich dann gefragt werde, ob ich denn Leute in meiner Studienstadt kennen gelernt hätte, muss ich dies fast gänzlich verneinen - denn die meisten Leute in meinem Kurs sind aus Bayern. Tatsächlich habe ich auch den ein oder anderen "Fremden" kennen gelernt, aber die, die mir darunter wichtig waren, waren natürlich wieder über halb Deutschland, teilweise sogar bis ins Ausland verstreut. Und ehrlich gesagt versuche ich, möglichst wenig mit "Einheimischen" anzuknüpfen oder gar mir Vereine für meine Hobbies zu suchen... Warum? Vor allem, weil mir eine Stadt reicht, die weit von mir entfernt ist und in der alle meine Lieben sitzen und mehr oder weniger auf mich warten. Ich möchte hier nicht ganz unsozial klingen, aber ich bin einfach ein Mensch, der lange Zeit braucht, um Vertrauen, bzw. eine Freundschaf aufzubauen, und das möchte ich mir in den meisten Fällen nicht antun, wenn ich genau weiß, dass ist nur oberflächlich.

 

Der zweite Punkt, der mich "heimatlos" macht, bzw. mir dieses Gefühl gibt, ist, so schwer es mir fällt zu sagen und so weh es mir tut, einfach meine Familie. Je öfter ich weg bin, umso mehr merke ich, dass das nicht mehr mein zu Hause ist. Zumindest nicht das zu Hause, in dem ich wohnen kann. Auch hier wieder der Punkt: versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin unglaublich gern zu Hause, ich liebe meine Mutter und verbringe gerne Zeit mir ihr - aber gleichzeitig bin ich erwachsen geworden und passe schlichtweg nicht mehr dort hin. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, naja, vielleicht bin ich grad aktuell dabei, aber ich muss und will mein Ding durchziehen. Und dazu gehört es, auch wenn es egoistisch klingt, nicht mehr täglich um 17 Uhr gemeinsam am Tisch zu sitzen. Ab und zu ist das ganz ok, aber das ist einfach kein Zustand für die Ewigkeit mehr.

Am meisten fällt mir dies auf, wenn  ich mir über meinen kleinen Bruder Gedanken mache. Vor einiger Zeit hat er mir im Streit gesagt, ich solle doch einfach wieder gehen, abhauen, mich will hier keiner haben. Ich weiß, im Streit sagt man oft Dinge, die man gar nicht ganz so meint, aber ein kleiner Funken Wahrheit steckt doch in jeder Aussage. So sehr mich diese Aussage verletzt hat, irgendwie kann ich sie auch nachvollziehen. Wenn ich weg bin regeln er & meine Mutter ihr gemeinsames Leben, stimmen sich ab, arrangieren sich, ebenso, wie ich in meiner Studentenstadt mein eigenes Leben regeln muss. Und jedes mal, wenn ich wieder für eine längere Zeit nach Hause komme, zerwerfe ich alles, bringe meinen Wind, bringe Andrea in ihr Leben. Es ist für mich nicht leicht, mich daheim anzupassen, aber während ich diese Zeile hier tippe merke ich, wie schwer das wohl auch für andere sein muss, für meine Familie ist.

 

Es ist grundsätzlich nicht so, dass ich mich nicht Willkommen oder mich gar ausgeschlossen fühle, es ist nur so, dass sie ihr Leben leben, und ich eben meins.

Wir streiten nicht wenn ich Heim komme, die Probleme geben sich immer erst, wenn ich längere Zeit in meinem alten zu Hause verbringe, aber gleichzeitig meinen Gewohnheiten nachgehe...


Und jetzt? Naja, vor allem abwarten und Tee trinken. Vor mir liege voraussichtlich noch 1,5 Jahre Studium. Eine eigene Wohnung nahe meiner Heimatstadt zu mieten würde auf ein finanzielles Fiasko zusteuern, denn 2 Wohnungen in denen ich trotzdem nur ab und zu wohne? Da würde sich mein Konto aber richtig freuen. (Ich weiß, ich könnte versuchen, unterzuvermieten, allerdings ist nicht gesichert, immer und überall Mieter zu finden...) Ein Zwiespalt also, mit dem ich wohl oder übel klar kommen muss, und ein Blogartikel, der eigentlich auch nichts wirklich daran ändert, aber Zeilen beinhaltet, die mir einfach auf dem Herzchen lagen.

 

Und was ist eigentlich Heimat? Heimat ist für mich ein Gefühl. Heimat ist für mich, die Menschen in der Nähe zu haben, die ich liebe und gleichzeitig die Freiheit zu haben, voll und ganz ich selbst zu sein. Heimat ist für mich auch, in meine Kneipe zu gehen und nicht bestellen zu müssen - weil der Wirt weiß, ich will das Selbe wie gestern, letzte Woche, und die gefühlt 1.000 Wochen davor.

In meiner aktuellen Situation kollidieren aber meine Welten schlichtweg. Es ist nicht so, dass ich jetzt in meiner Wohnung bin und vor Heimweh nicht mehr weiter weiß, weine und völlig zerstreut bin. Ich liebe es, meine eigene Wohnung zu haben, meinen eigenen Tag planen zu können (sofern die Uni das zulässt), und, ja, ich liebe es, zu essen wann und was ich will (oh Gott, ich hoffe, dass ich nicht zu verfressen rüberkomme, aber ganz ehrlich, ich kann bei dem Thema doch echt nicht allein sein?????). Aber ich würde einfach gerne meine beiden jetztigen Welten vereinen - eine eigene kleine Wohnung, gern auch ein WG-Zimmer in meiner eigentlichen Heimatstadt. Das Leben könnte so einfach und perfekt sein, aber bis es so weit ist, muss ich mich mit diesem ständigen Zwiespalt einfach arrangieren. Vielleicht ergibt sich für die kommenden Monate ja noch eine Möglichkeit. Und wie sage ich so oft? Musste durch als Lurch wenn du ein Frosch werden willst...

 

 

Ich danke euch fürs Lesen, passt auf euch auf & Tipps dürfen gerne in die Kommentare geschrieben werden.


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