Die Sache mit dem Anstand

Ein neuer Tag, eine neue Story aus meinem Leben, ein neuer Artikel - ein paar die Gedanken, die ich euch heute ohne großes Vorgeplänkel erzählen möchte, da sie mir die ganze Woche schon auf dem Herzen brennen. Und der Titel denke ich spricht eh irgendwie für sich.

 

 

Das Bild hat mit dem Artikel eigentlich nichts zu tun, aber ich war letzte Woche im Urlaub, und es hat so gut getan. <3 :D :)


Eine weitere kleine Anekdote aus meinem Leben.

Letzte Woche war ich auf einer Abschiedsfeier eingeladen auf der es Alkohol gab und da man betrunken nicht Auto fährt musste ich natürlich anders auf diese Feier gelangen. So kam es, dass ich mit den Stadtbussen in meiner Heimatstadt gefahren bin, und dabei ein interessantes kleines Gespräch hatte, als ich auf den Anschlussbus wartete.

Ich saß also so am Hauptbahnhof/ der Haltestelle und wartete auf den Bus. Wie irgendwie in meiner Generation so üblich saß ich natürlich mit meinem Handy in der Hand da. Nach einer Zeit setze sich ein Herr neben mich auf die Bank, ich hätte ihn auf vielleicht 50 oder 60 geschätzt, seine Klamotten waren irgendwie ein bisschen schmuddelig, obwohl sie an sich schon gut waren. Also ein Sakko und ne normale Hose, sein Bart war lang, wie dem auch sei, im Grunde habe ich ihn nicht weiter beachtet, denn, warum auch. Im Augenwinkel habe ich gesehen, wie er sich gerade eine Kippe dreht, trotz Handy, Social Media und diversen Spielen kriegt man ja irgendwie schon etwas von seiner Umgebung mit. Auch da habe ich ihn nicht weiter beachtet, bis er sich die erste Kippe angezündet hat, einen Zug genommen hat, mich angeschaut hat, und gefragt hat, ob es mich den stört, wenn er seine Kippe hier raucht. Wohlgemerkt, wir waren im Freien. Ganz kurz war ich tatsächlich irritiert, dann hab ich aber von meinem Handy aufgesehen, gelächelt und gesagt alles gut, ich rauche schließlich selbst. Und gedacht habe ich mir, man, ich hab grad vorhin selbst geraucht, aber gefragt, ob es wen in meiner Umgebung stört habe ich nicht, weil ich daran ehrlich gesagt echt nicht gedacht habe.

Nach einer kurzen Pause habe ich ihn dann nochmal angeschaut, in der Zwischenzeit war ich echt irgendwie irritiert, und habe gemeint, dass ich das voll nett fand, dass er das extra fragt, weil man so etwas ehrlich gesagt einfach gar nicht gewohnt ist. So kamen wir ein bisschen ins Gespräch und er meinte schlicht, dass es für ihn einfach eine Sache des Anstandes ist, so etwas zu fragen, klar sind wir draußen gewesen, aber wir saßen dennoch in einem Bushäuschen. Mich hat das irgendwie wirklich gefreut, obwohl das so unglaublich banal ist. Anschließend haben wir noch ein bisschen geredet, nur, wohin ich unterwegs bin, welche Linie ich zum weiterfahren brauche, nichts besonderes. Sein Bus ging dann etwas früher als meiner, und als er aufstand habe ich ihm einen schönen Tag gewunschen. Da hat er sich nur zu mir hergedreht und mir die Hand gegeben und sich verabschiedet. Das ganze hat wohl keine 10 Minuten gedauert, und irgendwie hat es mich an dem Tag, und auch im Laufe der Woche irgendwie ein bisschen zum grübeln gebracht.

 

Warum ich euch das Ganze erzähle? Die Story geht noch ein bisschen weiter, allerdings nicht mit oben erwähntem Herren. Wie bereits erwähnt war ich anschließend auf einer Abschiedsfeier (ich hasse Abschiede und Abschiedsfeiern, nur nebenbei erwähnt, aber das ist ja grad absolut nicht Thema) und irgendwie kamen wir auch auf die Story die ich gerade geschildert habe. Ein Mädchen, welches mir gegenüber saß, meinte dann nur, was für eine komische Story. Auf die Frage, warum dass denn komisch sei konnte sie erstmal nicht wirklich antworten - schnell kamen wir beiden dann aber zu dem Schluss, dass es einfach komisch ist, wenn einem so Ganz nebenbei im Alltag irgendwelche Menschen höflich kommen. Komisch ist hier wahrscheinlich das absolut falsche Wort, vielmehr würde ich die Situation gerne als ungewohnt bezeichnen. Ungewohnt weil kleine Alltagshöflichkeiten einfach nicht mehr dazu gehören.

 

Ich glaube, dass, wenn ich dem oben erwähnten Herren einfach gesagt hätte, dass mich die Zigarette, der Rauch oder was auch immer stören, dann hätte er diese bestimmt ausgemacht oder wäre einfach weggegangen, aber irgendwie hätten wir dann darüber geredet gehabt und alles wäre einfach ok gewesen. Und so wars auch ok, so wie es war, und ihm ist das mit absoluter Sicherheit nicht bewusst, wie viel so eine einfache Geste ausgemacht hat.

Ich hab ja erwähnt, dass ich selbst rauche. Dass ich zum Beispiel vor Kindern, oder Schwangeren nicht rauche, ist irgendwie klar. Und dass ich in meinem Freundeskreis, wo auch andere rauchen auch nicht groß frage ob es wen stört auch. Keine Ahnung, ob ich in Zukunft vor der meiner Kippe "in freier Wildbahn" nachfragen werde, ob es meinen Nebenmann stört, aber eigentlich bricht mir dadurch kein Zacken aus der Krone.

 

Im Endeffekt möchte ich vor allem irgendwie ansprechen, dass es manchmal gut tut, wenn man auf seine Umgebung ein bisschen Rücksicht nimmt und es ist schön, wenn man respektiert wird und auch andere Menschen respektiert. Ihr kennt das bestimmt alle, wenn man einfach irgendwie irgendwo von irgendwem angelächelt wird, meistens muss man zurück lächeln und freut sich einfach grundlos.

 

Es sind irgendwie Banalitäten die aber etwas echt großes Bewirken können. Spannend, sich über so Kleinigkeiten so viele Gedanken zu machen, nicht?

 

Ich wünsche euch einen schönen Tag, nehmt irgendwen in den Arm genießt das jetzt und seid lieb zueinander - gerade in den aktuellen Zeiten glaube ich, vergessen wir das viel zu oft. Liebe bringt uns weiter als Hass. Freundlichkeit verbindet mehr als bittere Gesichter. Wir müssen keine Freunde sein, aber wir sollten uns alle respektieren, ganz egal, woher wir kommen und wohin wir gehen, auf der Erde ist genug Platz für jeden.

 

Passt auf euch auf.
AndreaKaro

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Kommentare: 1
  • #1

    Cindy (Samstag, 08 September 2018 17:07)

    Im Prinzip beginnt „Anstand“ ja schon bei bitte und danke. Manchmal komm ich mir vor wie auf dem Mars-wie wenig diese Floskeln doch genutzt werden. Bei meinen Mann und mir, ist es quasi Grundvorraussetzung- was wir versuchen an unsere Tochter weiter zu geben...

    Schöne Geschichte mit dem Herrn, wär glaub selber voll baff gewesen.

    Thema Kinder- weißt du wie oft sich Leute den Kopf verdrehen können, damit sie dir als Mutter mit KiWa ja nicht helfen müssen? Aber glücklicherweise haben wir bisher immer wen gefunden- meist einen Mann, der uns geholfen hat... Abstand und so